Forum Nachhaltige Standortstärkung

Rund um den Reifen

Bei dieser Veranstaltung trafen sich die Geschäftsführer der deutschen Reifenindustrie Katrin Rost (Goodyear), Maria Röttger (Michelin), Wolfgang Meier (Pirelli) mit Herrn Staatssekretär Michael Ruhl, um sich über politische Rahmenbedingungen und Verbesserungen der Standortbedingungen auszutauschen. In seinem Grußwort wies Staatssekretär Michael Ruhl darauf hin, dass in Deutschland ca.  70.000 und 130.000 Tonnen Reifenabrieb pro Jahr freigesetzt werden. Als Teil des Sicherheitssystems Bremsvorgang lässt sich Abrieb nicht vollständig vermeiden. „Gleichwohl müssen wir die Einträge in die Umwelt möglichst minimieren, und zwar auf dem Wasser-, auf dem Luftpfad und auch in die Böden.“

Im Sinne einer nachhaltigen Standortstärkung forderten die Geschäftsführer, dass man „vom Reden ins Handeln kommen“ müsse und erläutern, welche weiteren Schritte nötig sind, um auch in Deutschland wettbewerbsfähig zu bleiben.

Die Diskutierenden gaben zu bedenken, dass es in der EU keine Option sei, nicht nachhaltig zu sein. Deshalb muss auch die Strategie „Local for local“ heißen. Alle betonten, dass die Europäischen Reifenwerke im Wettbewerb stehen, also auch die eigenen Standorte der Hersteller untereinander. Deshalb macht nur „Wertigkeit“ in Deutschland Sinn. Dafür müssen aber die wirtschaftlichen und vor allem die politischen Randbedingungen stimmen.

Der zweite Block befasste sich mit Umweltanalytik und Standardisierung. Erstmalig wurde das vom HMLU, der Deutschen Bundesstiftung Umwelt und dem Wirtschaftsverband der deutschen Kautschukindustrie geförderte Forschungsprojekt RAseR einem breiteren Fachpublikum vorgestellt. Mit dem Reifenabrieb gelangen auch Schadstoffe – wie Weichmacher, Antioxidationsmittel, Schwermetalle, PAK (polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe) oder Rußpartikel – über die Entwässerung von Straßenflächen in unsere Gewässer. Mit dem interdisziplinären Forschungsprojekt RAseR wird ein Beitrag zum besseren Verständnis geleistet, wie diese Emissionen in die aquatische Umwelt gelangen, wie hoch die Belastung ist und welche wirksamen Rückhaltesysteme sich etablieren lassen. Das Projekt wird gemeinsam von der Hochschule RheinMain und der Hochschule Fresenius durchgeführt. Beide Hochschulen verfügen über langjährige Expertise in Umweltanalytik, Wasseraufbereitung und Umweltchemie. Nicolas de Mahieu, Generalsekretär von ETRTO berichtete über den Status der Entwicklung eines Standards für Reifenabrieb, der im Rahmen einer UN-Richtlinie im Zuge der Euro VII -Norm erarbeitet wird. ETRTO (European Tyre and Rim Technical Organisation) ist eine Organisation, die Standards für Reifen und Felgen in Europa veröffentlicht.

Im abschließenden Block ging es um das Recycling von Reifen und den Blickpunkt der Wissenschaft auf diesen Bereich. Stephan Rau, technischer Geschäftsführer des wdk, hatte diesen Themenschwerpunkt vorgestellt und berichtete zunächst zur „Reifenindustrie auf dem Weg zur Ökodesignverordnung“.

Frau Prof. Andolfo von der Rhein-Main Hochschule wies in ihrem Statement darauf hin, dass es aus ihrer Sicht Ziel sein müsse, den unvermeidbaren Abrieb umweltverträglich und persistenzfrei zu gestalten. Herr Prof. Giese vom Deutschen Institut für Kautschuktechnologie e.V. wies darauf hin, dass Naturkautschuk grundsätzlich abbaubar ist, dies aber nicht zu früh im Lebenszyklus einsetzen darf. Die Möglichkeiten des Recyclings sind aus seiner Sicht vielfältig, z.B. Gummiasphalt. Frau Prof. Katrakovka-Krüger (TH Köln) sieht erheblichen Forschungsbedarf in der reversiblen Vernetzungschemie.

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